Dienstag, 3. Mai 2011

Köln Kalk reinigen - Die Stadt am rechten Rand

Im beschaulichen Nippes bin ich soeben an diesem Plakat vorbeigelaufen

Das ganze kommt von der Werbeagentur PPM im Auftrag der Stadt Köln, vom OB Roters also. Die Plakate für die Ausstellung "Rechtsrheinische Perspektiven" sind wohl nicht nur eine Reaktion auf die jüngsten Ereignisse um das AZ Kalk, sondern wohl vor allem eine Drohung gegenüber der derzeitigen Kalker Bevölkerung, die zu etwa 50% aus "Einwohnern mit Migrationshintergrund" besteht (die Zahlen für 2010 können hier verglichen werden).

In diesem Plakat steckt einiges drin:
  • polieren: Säubern, reinigen, gründlich vom Schmutz befreien, gleichzeitig glätten, einebnen und, im besten Falle, zum Glänzen bringen. Vor allem MUSS hier poliert werden (mit !) In Bezug zur Kalker Demografie ist das ein Paradebeispiel rechtsextremer Rhetorik, die in der verhunzten Marmormetapher noch deutlicher wird.
  • Marmor ensteht durch Umwandlung von Kalkstein, und zwar unter hohem Druck und/oder Hitze, was wohl die städteplanerische Methodik vorwegnimmt.
  • Man kann zwar Wiener Kalk (Scheuerpulver) zum Polieren verwenden, jedoch wird Kalk an sich niemals poliert, warum auch? Doch gerade entkalkende Scheuermittel dürfen auf Marmor selbst - aufgrund des hohen Kalkanteils im Mamor - niemals verwendet werden. Welche Leute sich also diesen Spruch ausgedacht haben (und für gut befunden; und abgesegnet), machten sich nicht einmal die Mühe zwei Minuten Recherche im Netz zu investieren. Sie meinten wohl Kalk wegpolieren.
  • Der Mann auf dem Plakat steht auf der linksrheinischen Seite, schaut soldatisch mit dem Fernglas hinter feindliche Linien, über den Rhein, der gefährlich zu überqueren ist, auf die Schäl Sick. Die Perspektiven, die hier entworfen werden, kommen also nicht aus dem Inneren, aus und mit der Kalker Bevölkerung selbst, sondern werden drüben, auf der guten Seite, am Reißbrett entworfen und stellt die Kalker (Demokratie? Wahlrecht?) vor vollendete Tatsachen. Aber immerhin können sie sich das vorher angucken. In Deutz nämlich. In diesem hier:

Was hier also passieren soll, ist die rechtsrheinische Seite unter hohem Druck und/oder Hitze in polierten Marmor umzuwandeln. Gentrifizierung ist das Stichwort und ja nichts Neues, aber in dieser Rhetorik schon ziemlich krass. Doch am 7.Mai, zwei Tage nach Eröffnung der Ausstellung, wenn ProKöln sich zu ihrem "Marsch für die Freiheit" versammeln will, wird der Roters bei den Gegendemonstranten auf der Bühne stehen und sich lauthals für ein buntes Köln und gegen diesen rechtsextremen Dreck aussprechen. Da hat er dann aber längst zur falschen Politur gegriffen. Gegendemo.